Lotosblüten für ein bewußteres Leben

Die Lotosblüte
und der Mensch
Zur Akzeptanz und Toleranz
der Weltreligionen
Religion – Mystik – Spiritualität

Zur Akzeptanz und Toleranz der Weltreligionen
Ein wunderbares Beispiel zur Anerkennung anderer Religionen und ihrer Verbundenheit mit Jesus Christus zeigen uns die großen Heiligen Indiens.

Beginnen wir mit dem im Westen wohl bekanntesten indischen Lehrer des 20.ten Jahrhunderst, mit Paramahansa Yogananda, dessen „Autobiographie eines Yogi“ in alle großen Sprachen der Welt übersetzt und schon zahlreiche „Suchende“ inspirierte. Er schreibt hier: „Gott ist Liebe; deshalb kann sein Plan für diese Schöpfung nur in Liebe wurzeln“.

Yogananda hatte eine absolut „persönliche Begegnung“ mit Jesus, die er folgendermaßen beschreibt: „Als ich einmal in der Einsiedelei in Encinitas saß und betete, wurde mein Zimmer von einem opalblauen Licht erfüllt und ich erblickte die strahlende Gestalt des Herrn Jesus. Dieser sah aus wie ein junger Mann von etwa 25 Jahren. Er trug langes schwarzes Haar, das in der Mitte gescheitelt war und einen spärlichen Bart. Ich bemerkte die wunderbaren Augen, die ständig ihren Ausdruck wechselten und ich nahm intuitiv die göttliche Weisheit auf, die von Ihm ausging. Ein heiliger Gral erschien an seinem Munde, kam zu meinen Lippen und kehrte dann zu Jesus zurück. Er sprach dann noch einige sehr persönliche Worte zu mir, bevor er wieder verschwand“.

Der große indische Heilige des 19.ten Jahrhunderts, Ramakrishna (1836-1886) hörte 1874 „rein zufällig“, wie jemand aus einer Bibel etwas vorlas. Dies weckte sein Interesse derart, dass er mehr über Jesus erfahren wollte und so alle erreichbaren christlichen Schriften, besonders die Bibel, zu studieren begann. Einmal viel sein Blick auf ein Bild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, das in seinem Zimmer aufgehängt war. Er viel spontan in eine langanhaltende Ekstase, als Lichtstrahlen von Maria und Jesus ausgehend direkt in sein Herz eindrangen. Er war so überwältigt, dass er die Göttliche Mutter mit den Worten anrief: „Mutter, Mutter, was machst Du mit mir“? Daraufhin geriet er wieder in Verzückung und erlebte Jesus jenseits aller Schranken des Glaubens und der Religionen. Für drei Tage konnte er seinen Raum nicht verlassen, so sehr war er in der Erfahrung versunken. Als er am vierten Tag in den Garten ging, kam ihm eine lichtvolle Gestalt entgegen und als sie sich gegenüberstanden sprach diese zu ihm: „siehe hier ist Christus, der das Blut seines Herzens vergossen hat für die Erlösung der Welt, der durch ein Meer von Angst geschritten ist aus Liebe zu den Menschen. Dies ist der Meister, der in Ewigkeit mit Gott vereint ist. Dies ist Jesus, die verkörperte Liebe“. Danach umarmten sie sich und wurden eins. (Aus dem Evangelium M. der Schrift eines sehr engen Schülers Ramakrishnas).

Sri Aurobindo (1872-1950) bezeichnete Jesus als einen Avatar, einen Gottverwirklichten. In seinem literarischen Epos „Savitri“ schreibt er über Jesus: „Hier geht es um die Frage, warum das Kreuz das Schicksal des Sohnes Gottes war. Ich sehe es im Zusammenhang mit dem Konzept der Göttlichen Herabkunft, die immer wieder entscheidende Impulse für die Entwicklung des irdischen Lebens gibt und dabei auf massiven Widerstand einer unwilligen Menschheit stößt“.

Ein weiteres großartiges Zeugnis für Jesus gibt uns der Indische Heilige Swami Vivekananda (1863-1902). Er war der bekannteste Schüler von Ramakrishna und war der erste, der die Lehren von Yoga und Vedanta in den Westen brachte. In seinem Vortrag über „Christus, der Bote“ , den er im Jahre 1900 in Los Angeles gehalten hat, war er von einer tiefen Inspiration getragen und sprach von Ihm als einen Giganten. Er nahm häufig bezug auf Jesus und sieht in Ihm eine jener bedeutensten Energiequellen, die entscheidende Impulse in der Geschichte der Menschheit setzten. „Jesus brachte eine Energie in die Welt, die sich nicht verbraucht, die ständig neue Kräfte entwickelt und über Zeitalter hinweg ihren Lauf nimmt“.

Wird hier nicht in größtem Maße eine Religion akzeptiert, die nicht die des Redners ist? Das ist gelebte Toleranz.

Wie viele Gemeinsamkeiten es auch mit der Lehre Mohameds gibt, konnte ich während einer Ausbildung für Heiler bei dem großen Heiligen aus Kasachstan, Sary Aulie kennen lernen. Er wurde mir während drei Begegnungen 1993/´94 ein inniger Freund und Bruder. Der Koran vermittelt eine tiefe Gottverbundenheit. Um dies deutlich zu machen zitiere ich die Sure 112 „Ichlas“ aus dem Koran. „Im Namen Allahs, des Allmächtigen, des Barmherzigen, des Allerbarmers, Er ist Allah, der Einzige, Allah der Unabhängige und von allen angeflehte, Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt und keiner ist Ihm gleich“. Wenn wir an die Stelle des Namens Allahs den von uns gewählten Namen Gott setzen, könnte es ein Spruch aus der Bibel sein. Oder aus der Sure 114 „N-Nas“, in der es heißt: „Im Namen Allahs, des Allmächtigen, des Barmherzigen, des Allerbarmers,…, dem König der Menschen, dem Gott der Menschen,.. „. Dies sind Beschreibungen Gottes, wie sie uns doch sehr vertraut sind. So hat, neben meiner Bibel, auch der in russisch und arabisch geschriebene Koran von Sary Aulie, der mir durch Gottes Gnade gegeben wurde. sowie eine seiner Gebetsketten, einen Ehrenplatz in meinem Hause.

Eine große Verbundenheit mit unserem Glauben finde ich in den Worten des großen Sufi Meisters Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927), dem Vater des kürzlich verstorbenen Pir Vilayat Inayat Khan. In „Erwachen des menschlichen Geistes“ schreibt er: „Mache Gott zur Realität. Die Aufgabe des inneren Lebens besteht darin, Gott Wirklichkeit werden zu lassen. Der Mensch ist eine weitaus bedeutendere Erscheinung als irgend eine andere Wesenheit, wenn er nur Geduld und Ausdauer aufbringt, sich selbst zu erforschen. Und wenn die Augen des Herzens einmal geöffnet sind, beginnt der Mensch jedes Blatt des Baumes wie eine Seite der heiligen Schrift zu lesen“.

Und welch tiefer Glaube an Gott ist aus den von Pir Vilayat Inayat Khan gegebenen Sufi Gebeten zu spüren: „Nayaz“; „Geliebter Herr, allmächtiger Gott, durch die Strahlen der Sonne, durch die Wellen der Luft, durch das alldurchdringende Leben im Weltenraum, reinige und belebe mich neu. Ich bitte dich, heile mir Körper, Herz und Seele. Amen“. Oder in diesem wunderschönen Gebet: „O Du, der Erhalter unserer Körper, Herzen und Seelen, segne alles, was wir in Dankbarkeit empfangen haben“.

Wir sehen, Gott ist in jeder Religion zu Hause, oft hat er nur einen anderen Namen, so, wie es der jeweiligen Sprache gemäß ist.

Im Christentum gibt es seit einiger Zeit eine beachtenswerte Bewegung der Ökumene, aber auch zugleich eine Gegenbewegung, die mit großem Aufwand alles an den Pranger stellt, was beispielsweise gegen die konservative Kirche gerichtet ist. Diese Kritik richtet sich sogar gegen Papst Johannes Paul II. Mir liegt eine Schrift vor, in der Papst Johannes Paul II mit Fotos gezeigt wird, wie er das Heilige Buch der Moslems, den Koran, in den Händen hält und küsst oder, wie in einem anderen Bild zu sehen, wie er bei einem Besuch in Neu Dehli 1986 das Tilak-Zeichen der Hinduistischen Gottheit Shiva auf die Stirne gezeichnet bekommt. Johannes Paul II wird dabei mit folgenden Worten zitiert:  „Alle Religionen sind von Gott gewollte Wege zum Heil“. Bei einer Ansprache anlässlich einer Generalaudienz am 9. Sept. 1998 erklärte er: „Der Heilige Geist sei eine wirksame Ursache bei der Gründung verschiedener Religionen und nicht selten finden wir am Beginn der verschiedenen Religionen Gründer, die mit Hilfe des Heiligen Geistes Gottes eine tiefe religiöse Erfahrung gemacht haben“! Er sprach hier also bewusst von der Mehrzahl der Religionen, was seinen tiefen Respekt und seine Akzeptanz zum Ausdruck bringt.

Am 5. Mai 2004 wurde einer hinduistischen Gebetsgruppe der Besuch in Fatima, des wohl größten Marienheiligtums in Portugal erlaubt. Dabei durfte der Hindu-Priester 12 Minuten lang am Altar der Kirche ein Gebet singen, das aus seiner Glaubenstradition kommt, während Hinduistische Frauen bei der Fatima Statue Blumen niederlegten. Während Gegner der Ökumene darüber protestieren, wird von anderer Seite darüber spekuliert, ob diese Puja, wie diese Art von religiösen Ritualen in Indien bezeichnet wird, möglicherweise der Beginn dafür war, Fatima zu einem Zentrum für alle Religionen werden zu lassen.

Es mag für einen westlichen, traditionellen Christen paradox klingen. Aber ich habe in den Jahren 1998 bis 2004 Indien als ein außergewöhnlich heiliges Land kennen gelernt. Und in diesem Land, in dem bei allen Religionen Religiosität wahrhaftig gelebt wird, wurde ich zurückgeführt zu Jesus und seiner Göttlichen Mutter.

Es begann bereits im August 1998, als ich mit Swami Kaleshwar, aus Deutschland kommend, zunächst für mehrere Tage in Shirdi war. Dem Ort, in dem der Heilige Shirdi Sai Baba bis zu seinem Tode 1918, seinem „Maha Samadhi“, gelebt hat. Wir meditierten gemeinsam vor dem Sarkophag, in dem Er bestattet ist und der täglich von Tausenden von Pilgern besucht wird. Und viele Stunden saß ich in dem kleinen Haus, einer ehemaligen Moschee, in dem sich Baba über 70 Jahre aufgehalten hat. Ich spürte seine Präsenz und zugleich die grenzenlose Liebe von Jesus. Was mich damals, in diesen ersten Tagen meines Indienaufenthaltes zutiefst bewegte, war die Hingabe und hingebungsvolle Demut, die ich bei zahlreichen indischen Besuchern erleben durfte.

Kurz nach dem Aufenthalt in Shirdi waren wir im Süd Osten des Landes in Hampi und besuchten mehrere sehr alte hinduistische Heiligtümer. Wir meditierten, gemeinsam mit Swami, auf dem Plato eines heiligen Berges, unmittelbar neben einer Höhle, die als Einsiedelei benützt wird. Und hier war es, dass ich während der Meditation eine meiner bis dahin tiefsten Christuserfahrungen hatte, gerade so, als ob Er selbst hier auf diesem Berge sei. Mein Verstand und mein innerer Zweifler waren nach Abschluss meiner Meditation sehr am arbeiten und so fragte ich Swami Kaleshwar, der ein Stück entfernt saß, ob es denn sein kann, dass Jesus hier war.  Seine Antwort war: „Natürlich war er hier, alle Heiligen der Geschichte waren schon hier auf diesem heiligen Berg“!

Ausgerechnet hier in Indien, in einer mir vollkommen fremden Kultur, in der es andere Gottheiten und Heilige als vom Christentum her gewohnt gibt und mit denen ich gerade erst begann, mich damit vertraut zu machen, hier erlebte ich Christus in einer nie gekannten Intensität.

In den Jahren danach wurden mir, ebenfalls in Indien und immer während oft wochenlangen tiefen meditativen Prozessen,  wiederholt Erfahrungen mit Jesus und der Göttlichen Mutter geschenkt. In physischer Form stand  Sie vor mir und in Ihren Augen durfte ich all ihre Sanftheit und unendliche Güte erleben. Trotz der unbeschreiblich hohen Göttlichen Energie meinte mein innerer Zweifler, ich sei in einem Varietee.  Das Bemerkenswerte dabei war, dass, so sehr mein Verstand auch zweifelte, diese Begegnung in mir das Bewusstsein weckte, mich immer tiefer mit dem weiblichen Aspekt Gottes verbinden zu müssen, um über die Mutter noch mehr mit Jesus eins werden zu können.

Nun, meine Wurzeln sind in diesem Leben hier im Westen und ich sehe es im zunehmenden Maße als meinen Auftrag als spiritueller Lehrer an, nach meinem besten Wissen und Können die Botschaften von Jesus und seiner Mutter an dafür offene Herzen zu vermitteln, auch unter Einbeziehung von Gebeten, Mantren und Techniken, wie sie in Indien gelehrt und praktiziert werden.

Ein interessanter Aspekt in Bezug zur Ökumene sei noch erwähnenswert. Von allen Christen wird am 6.ten Januar ein Ritual zelebriert, ohne den tieferen Hintergrund zu erkennen. Alle Jahre wieder feiern wir dabei auf der ganzen Welt die Ankunft der Heiligen drei Könige in Bethlehem. Sie kamen aus verschiedenen, weit voneinander entfernten Ländern und aus den Traditionen der unterschiedlichsten Religionen, in denen andere Götter und Göttinen verehrt wurden. Doch sie kamen, um Jesus, Immanuel den Christus, Ihre Ehre zu erweisen. Sie wussten, dass er das Licht und die allumfassende Liebe, die alles vereinen kann, in diese Welt brachte. Dies war, aus einer Sicht des höheren Bewusstseins, ein erstmaliger Ausdruck von gelebter Ökumene. Und wenn, wie schon weiter oben beschrieben und wie ich in Indien erleben durfte, Länder mit unterschiedlichsten Religionen so aufeinander zugehen und sich gegenseitig unterstützen, um zu den jeweils eigenen religiösen Wurzeln zurückzufinden, dann betrachte ich dies als die richtigen Schritte zu einer Weltreligion, in der von Ego und Macht bestimmte Richtlinien in den Hintergrund treten werden.

Lotosblüten

Der Autor Herbert Hoffmann, geboren 1940, ist einen jahrzehntelangen Weg der Selbsterforschung und des Heilens gegangen. Zahlreiche Lehrer unter anderem auch in Indien unterstützten ihn auf diesem Weg. So verweist der Titel dieses außergewöhnlichen Buches schon darauf, auf was es inhaltlich hinweisen möchte.

So wie die Lotosblüte sich erst öffnet, wenn sie den Weg durch den Schlamm und durch das Wasser nach oben, den Weg zum Licht der Schöpfung gegangen ist, kann der Mensch sich befreien von alten überholten Sichtweisen und dem Ego dienender Negativität. Abschnitt für Abschnitt geht der Leser vergleichbar der Lotusblüte von Erkenntnis zu Erkenntnis und kann durch das Annehmen verschiedenster Inhalte Erleuchtung erfahren.

Die kurz und prägnant verfassten Kapitel sind erstaunlich aufhellend und leicht verständlich. Wie ein Brückenbauer zeigt der Autor Möglichkeiten auf, die unabhängig von Konfession und Glaubensrichtung für jeden nachvollziehbare Wege der Erkenntnis sind.

Schirner Verlag
Taschenbuch, ca. 250 Seiten
ISBN: 978-3-89767-648-0
Preis (D): € 9,95

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